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  Modellbahn     IV/97

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FREMO digital, Suche nach dem Konsens

Von Stefan Bormann und Reinhard Müller


FREMO digital, Stand der Dinge

Seit dem Artikel "FREMO digital, Entwicklung einer Norm" im Hp1 II/97 hat sich einiges getan. Zuerst haben wir uns eine Marktübersicht verschafft. Die Erkenntnisse sind in den Tabellen am Ende des Artikels zusammengefaßt. Stefan Bormann und Carsten Möller haben sich dann auf der NMRA-Convention in Madison schlau gemacht und teilweise die Hersteller persönlich kennen gelernt. Danach waren wir uns einig, daß das Chief-System der Firma Digitrax das richtige System für den Anfang darstellt. Der erste Test auf einer Modulanlage fand auf dem Regionaltreffen in Bremen statt. Dort fuhren wir auf einem Seitenast (Wentorf-Mühlenrade-Westenhain) digital. Das Ergebnis dieses Tests war positiv.
Nun zu einigen Punkten, bei denen offensichtlich noch Klärungsbedarf besteht. Dabei gehen wir davon aus, daß der erste Artikel bekannt ist.

Die Decoder

Wir habe vorgeschlagen, nur NMRA-kompatible Decoder zu verwenden. Dabei bleiben wir aus folgenden Gründen:
  1. Die neueren Zentralen aller Hersteller von Digital-Systemen - abgesehen von Fleischmann - können NMRA-kompatible Decoder ansteuern. Mit der Verwendung von NMRA-kompatiblen Decodern legen wir uns also nicht auf ein System bzw. einen Hersteller fest.
  2. Bei der Vielzahl an Anbietern findet jeder einen für ihn bzw. seine Loks passenden Decoder. Ob für viel Strom oder mit hoher Frequenz für Faulhaber-Motoren, ob mit wenigen (14) oder vielen (128) Fahrstufen (siehe unten) oder ob besonders klein, irgend ein Anbieter füllt die Lücke.
  3. Es ermöglicht Decoder mit mehr als 99 Adressen. Dazu mehr weiter unten.
Allein schon aus dem ersten Grund sollten wir in Zukunft nur noch NMRA-kompatible Decoder einbauen; unabhängig davon, für welches System wir uns letztendlich entscheiden. Für uns ist dieses das wesentliche Anliegen, da es unserer Meinung nach den minimalen Konsens darstellt. Der weitere Einbau von anderen Decoder führt zwangsweise zu Inkompatibilitäten und damit zur Spaltung der Digital-Gemeinde.
Von vielen wurde als eine der Bedingungen für Digital genannt, daß es einen Decoder geben muß, der schonend mit Faulhaber-Motoren umgeht. Wir haben auf der Internationalen Modellbahnausstellung in Hannover einen ZIMO-Decoder in eine Fauli-Lok eingebaut. Durch die wesentlich höhere Frequenz der Puls-Weiten-Modulation des Decoders pfeift die Lok nicht, wie das bei anderen Decodern üblich ist. Die Lager des Motors leiden also nicht unter Schwingungen. Somit ist auch für Loks mit super Fahreigenschaften ein adäquater Decoder mit 128 Fahrstufen da.

Lange Adressen

Standard-NMRA unterstützt sogenannte kurze Adressen (zwei Dezimalstellen). Das erweiterte NMRA-Format ermöglicht es, vierstellige Adressen zu verwenden.
Zu den langen, vierstelligen Adressen kamen viele Fragen nach dem "Wozu" und "Was ist, wenn".: Wir, die Mehrzahl der Mitglieder der DCC-eMail-Liste, halten die langen Adressen für eine Vereinfachung bei dem Betrieb auf den Treffen.
Natürlich können 'relativ schnell' die Decoder auf eine neue Adresse eingestellt werden und mehr als 99 Loks waren bisher nie gleichzeitig im Einsatz. Aber dann müßte jede Lok zu Beginn des Treffens angemeldet und in eine Liste mit den Nummern eingetragen werden. Bevor eine Lok nachträglich als Ersatz für eine andere aufs Arrangement gestellt wird, müßte dieses natürlich nachgeholt werden. Bei der Übernahme einer Lok muß aus der zentralen, vor Ort erstellten Liste die entsprechende Adresse herausgesucht werden. Bei dem allgemeinen Chaos, das nun mal Individualisten wie die FREMOikaner mit sich bringen, führt das meiner Meinung nach nur zu noch mehr Streß. Und gerade den wollen wir doch mit dem Einsatz einer Digitalsteuerung minimieren.
Mit langen Adressen läßt sich dieses Verfahren aber vereinfachen und - ganz wesentlich - bereits im Vorfeld eines Treffens erledigen. Dies verkürzt die Aufrüstzeiten zu Beginn des Treffens - Aufbau der Module dauert schon lange genug. Dabei probieren wir zur Zeit folgendes Vorgehen: Jeder bzw. jede Gruppe, der oder die Fahrzeuge mit Decoder besitzt, bekommt ein Kontingent mit hundert Nummern, d.h. es werden die ersten beiden Stellen der vierstelligen Adresse vorgegeben. Innerhalb dieses Kontingents kann er oder sie die Nummern frei, z.B. Baureihenbezogen, vergeben, ohne sich mit irgend einer zentralen Stelle absprechen zu müssen.
Damit kann die Lok ihre Adresse immer behalten, so daß sie auf einer Lokkarte, ähnlich einer Wagenkarte, vermerkt sein kann, die ständig bei der Lok bleibt. Damit läßt sich immer vor Ort klären, welche Adresse eine Lok hat. Und es ist sichergestellt, daß keine Adresse doppelt vergeben wird.
"Reicht das den aus?" Ich kenne keinen, der mehr als 100 Loks im FREMO einsetzt. Falls es einer doch schafft, kann dieser weiße Rabe dann zwei Kontingente bekommen. Innerhalb einer Baugröße gibt es kaum mehr als 100 Aktive. Zudem sollten sich mehrere, die ohnehin häufig zusammenarbeiten, ein Kontingent teilen. Damit reichen die knapp 100 Kontingente aus.
"Was ist, wenn ein Decoder nur eine kurze Adresse kann?". Für diese Loks muß wieder das oben genannte Verfahren für die Vergabe der Adressen auf dem Treffen durchgeführt werden. Insgesamt kann also bei Verwendung einer Zentrale und Decodern, die lange Adressen benutzen können, auf eine Adressenvergabe beim Treffen verzichten werden und die Bürokratie wird auf ein Minimum reduziert. Wenn es auf Dauer nicht funktioniert, kann man immer noch die Adressen auf dem Treffen vergeben. Also verbaut man sich auch hier nichts und kann auch sehr leicht ein anderes System der Adressenvergabe ausprobieren. Es sei darauf hingewiesen, daß alle Decoder, die auf eine lange Adresse hören können, auch immer gleichzeitig eine kurze Adresse haben, die dann zu Hause benutzt werden kann, falls zu Hause eine Zentrale zur Verfügung steht, die nur kurze Adressen beherrscht.

Die Zentrale

Um bei den Decodern die größtmögliche Freiheit zu haben, sollte die Zentrale in der Lage sein, alle Varianten des NMRA-Formates gleichzeitig zu senden, um alle Decodertypen gleichzeitig einsetzen zu können. Diese Forderung erfüllen die Systeme von ZIMO, Wangrow & kompatible und Digitrax. Das preisgünstigste dieser Systeme ist das von Digitrax. Als besonderes Plus verfügt Digitrax über einen besonders leistungsfähigen Eingabebus, der es ermöglicht eigene Eingabegeräte zu bauen, die miteinander kommunizieren. Denkbar wären da z.B. zwei Empfangsstationen für Funkregler, die in zwei Räumen stehen und sich darüber abstimmen, wer gerade das stärkere Signal vom Funk-Handregler empfängt. Aus diesen Gründen haben wir uns entschlossen unsere ersten Versuche mit dem Chief-System von Digitrax zu machen.

Diskussion

Die Diskussion außerhalb von Treffen erfolgt momentan größtenteils über eMail. Wer teilnehmen möchte, schreibe eine eMail an stefan.bormann@gmx.de Die Ergebnisse der Diskussion sind zusammenfassend im WWW wiedergegeben:
http://fremodcc.sourceforge.net/dcc_d.html Wir schließen natürlich nicht vernetzte Mitglieder nicht aus. Meldet euch telefonisch oder per Post bei Carsten Möller, Stefan Bormann, Reinhard Müller, Armin Mühl oder Martin Pischky!

Systemvergleich

(erstellt von Armin Mühl) Stand 17.10.1997

Die aktuelle Version dieses Systemvergleichs ist im WWW unter http://www.muenster.de/~amuehl/dcc.htm zu finden. Diese Tabelle entspricht unserem momentanen Kenntnisstand. Falls ihr Fehler findet, teilt sie uns bitte mit!

Von der Zentrale gesendetes Datenformat
Firma, Produktlinie Digitrax Chief 3) Lenz Digital plus 3) Wangrow System1 1) 3) Zimo MX1/MULT 3) Trix Selectrix 4) Arnold Digital 2) 3)
kurze Adressen ja ja, 1...99 ja ja ja ja
lange Adressen ja nein ja ja nein nein
NMRA 14 FS ja ja ja ja ja ja
NMRA 28 FS ja ja ja ja nein ja
NMRA 128 FS ja nein ja ja nein nein
Motorola (neues Format) ja nein nein ja nein nein
Selectrix (31 FS) nein nein nein nein ja nein
Zimo nein nein nein ja nein nein

Zentrale, Handregler und Eingabebus
Firma, Produktlinie Digitrax
Chief
Lenz
Digital plus
Wangrow
System1 1)
Zimo Trix
Selectrix 6)
Arnold
Digital 2) 7)
Name des Bussystems LocoNet X-Bus Cab-Bus CAN-Bus 11) Sx-Bus X-Bus
Kabel (Adern, Art) 6, Flachkabel 4, twisted pair 6, Flachkabel 6, Flachkabel 5, abgeschirmt 4, twisted pair
Stecksystem Western 6-polig DIN 5-polig Western 6-polig Western 6-polig DIN 5-polig 12) DIN 5-polig
Technologie LAN (ähnlich Ethernet) RS 485 RS 485 CAN-Bus Sx-Bus RS 485
Protokoll CSMA/CD X-Bus Cab-Bus CAN-Bus Sx-Bus X-Bus
Protokoll verfügbar? ja 21) ja 17) ja, auf Anfrage ja 5) ja 6) ja 17)
Linie ja ja ja ja ja ja
Stern ja nein ja bis 50m je 50m 18) nein
Ring nein nein nein nein nein nein
Busabschluß ja, im Anschlußfeld ja, 120 Ohm nicht bekannt ab 50m nötig nicht bekannt 6) ja, 120 Ohm
max. Gerätezahl am Eingabebus 127 31+Zentrale 63 beliebig 200 31+Zentrale
PC-Anschluß ja ja ja ja ja ja
max. PC-Anzahl unbegrenzt 13) unbegrenzt 13) 1 nicht bekannt nicht bekannt 6) max. 30
Uhr ja nein ja nein ja nein
Geräte im Betrieb steckbar ja ja ja ja ja 12) ja
Programmierung auf dem Prog.-Gleis und Betrieb gleichzeitig möglich? 14) ja nein ja ja nein ja
Bedienelemente Drehimpulsgeber und/oder Tasten Tasten
USA: Drehknopf
Drehknopf und/oder Tasten Schieberegler Tasten, Drehknopf nur stationär Drehknopf 19)
Sonstiges max.1,5m Reglerkabel max.1,5 m Reglerkabel

Decoder (Herstellerauswahl)
Firma Digitrax Lenz Wangrow Zimo Trix Arnold 2) 15)
NMRA:
Kurze Adressen ja ja, 1...112 ja ja ja, 119
Lange Adressen ja, 1...9999 ja 8) ja, 1...9999 ja, 1...10239 z.Zt. keine nein
14 FS ja ja ja ja NMRA ja
28 FS ja ja ja ja Decoder ja
128 FS ja nein ja ja nein
Eigenes Protokoll:
Adressen ---- ---- ---- 255 104 ----
FS ---- ---- ---- 226 31 ----
Spezial Features
Umschaltung auf Analogbetrieb ja, automatisch ja, automatisch ja, automatisch ja, automatisch ja 16) ja 16)
Programmierung während der Fahrt ja nein ja ja bestimmte Parameter nein, folgt später
Ansteuerung von Faulhaber-Motoren bedingt möglich bedingt möglich bedingt möglich hochfrequentes PWM abgerundetes PWM bedingt möglich
Fahrzeugidentifizierung nein nein nein möglich bei Zimo-Dec. nein nein
Lichtdecoder (für Steuerwagen) verfügbar nein nein nein nein ja nein, folgt später
Sonderfunktionen, Anzahl 1-9 9) 20) 1-3 9) 3..7 9) 20) 0-8 9) Licht, Licht +1 SF 1

Anmerkungen:

1) Alle bei System 1 genannten Kenngrößen gelten auch für Northcoast Enginnering und Ramtraxx
2) Lieferbar ab 10/1997 (in Hannover vorgestellt)
3) Sendet alle genannten Formate simultan
4) Kann beide Formate simultan senden; In diesem Fall 32 Adressen für DCC und 32 Adressen für Selectrix
5) CAN-Bus-Spezifikation ist verfügbar; weitere Infos auf Anfrage bei Herrn Ziegler erhältlich
6) Es ist keine offen zugängliche Dokumentation des Selectrix-Systems verfügbar Alle Angabe sind der Selectrix-Homepage von Reinhold Günther (http://www.muenchen.roses.de/~rguenther) entnommen worden
7) Alle Angaben für das neue System mit X-Bus-Anschluß; zusätzlich ist der für den Anschluß von Märklin Digital-Komponenten erforderliche I2C-Bus vorhanden
8) Nur die neuesten Decoder
9) Je nach Decoder verschiedene Anzahl von Sonderfunktionen
11) CAN = Controller Area Network, in der industriellen Steuerungstechnik häufig benutztes Bussystem
12) Pin 5 muß gekürzt werden, um die Einschaltreihenfolge der Signale einzuhalten
13) Im Rahmen der maximalen Zahl von Eingabebusteilnehmern
14) Damit ist gemeint, daß entweder programmiert oder gefahren werden kann
15) Decoder erkennt NMRA und Motorola-Format und schaltet selbständig zwischen den Formaten um
16) Zur Umschaltung des Decoders auf Analogbetrieb muß die Lok über das Programmiergleis umprogrammiert werden
17) Das Protokoll ist über die Lenz-Homepage abrufbar http://www.lenz.com
18) Bei größeren Längen (>50m) der Stichleitungen sind Busverstärker nötig
19) Derzeit sind nur stationäre Geräte vorhanden
20) Teilweise diverse Lichteffekte für USA-Bahnen implementiert (Mars Light, Ditch Lights,...)
21) Loconet-Dokumentation wurde direkt von Digitrax für persönlichen Gebrauch zur Verfügung gestellt

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