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Digital: The Migration Path

Von Stefan Bormann

Nachdem ich Henks Vorwort im Hp1 IV/97 gelesen hatte, war mir klar, daß die Digitalos zu einigen Fragen Stellung nehmen sollten. Das Grundgerüst dieses Artikels wurde von Stefan Bormann verfaßt. Dann wurde er in der FREMO-DCC-Mailing-List diskutiert.
Um denen, die Digital aus Unkenntnis skeptisch gegenüberstehen, etwas die Angst zu nehmen, soll hier beschrieben werden, was sich durch Digital wirklich ändert und was nicht. Einige Punkte mögen sich als Binsenweisheiten lesen, es soll aber klar werden, daß Digital nicht beißt!

  1. Streckenmodule
    Hier ändert sich nichts. Jedes Streckenmodul, das mit Analog funktioniert, funktioniert auch mit Digital. Allerdings sollten allzu dünne Strippen evtl. überdacht werden. Im Kurzschlußfall können schon mal mehrere Ampere fließen. Aber das ist nicht nur ein Problem mit Digital - die Funkregler von Aristo können auch hohe Ströme liefern. Für Neubauten gilt: dicke Strippen verwenden!
    Aber auch die Besitzer von älteren Modulen sollten sich überlegen, ob sie nicht lieber auf stärkere Leitungen umrüsten sollten - die Leitungsverluste sind nämlich auch bei analogem Betrieb nicht unbedingt zu vernachlässigen.

  2. Bahnhöfe
    Auch hier muß sich nichts ändern. Jeder Bahnhof, der mit Analog funktioniert, funktioniert auch mit Digital - es werden eben alle Schalter auf `ein' gestellt. Da allerdings bei manchen Bahnhöfen sehr dünne Drähte verwendet werden (ich habe schon Flachbandleitungen gesehen!), besteht hier schon die Gefahr, daß die Verkabelung einem Kurzschluß nicht standhält. Außerdem ist nicht 100%ig geklärt, ob dünne Verkabelung nicht evtl. der Datenübertragung zur Lok schadet. Das Signal könnte verzerrt werden und dadurch nur schwer von der Lok empfangen werden. Für Neubauten gilt: Die Verbindungen zwischen Bahnhof und Stellpult sollte getrennt für Fahrstrom und Stellstrom (Weichen&Co) ausgeführt werden, damit für Digitalbetrieb ein `Kurzschlußstecker' alle Gleisabschnitte direkt mit Digitalstrom versorgt.
    Außerdem sollten Betriebsstellenbesitzer, die vermehrt zu Treffen fahren wollen, auf denen digital gefahren wird, den Kauf oder Bau einen Boosters erwägen. Zu Anfang kann natürlich auf dem Treffen von den anwesenden Digitalos ein Booster ausgeliehen werden.

  3. Triebfahrzeuge
    Loks ohne Dekoder können auf einem digitalen Arrangement nicht fahren. Hierfür ist ein Dekodereinbau zwingend erforderlich. Ein Dekoder kostet ca. zwischen 35DM und 150DM. Der Einbau eines Dekoders kann von jedem bewerkstelligt werden, der weiß, an welcher Seite ein Lötkolben heiß wird - ansonsten kann man den Dekoder ja vom Händler seines Vertrauens oder einem Freund einbauen lassen.
    Das soll aber nicht heißen, daß eine Lok mit einem Dekoder nur noch mit einem Digitalsystem fährt. Die meisten Dekoder können sich auch dumm stellen und so tun, als ob sie nicht da wären. Viele NMRA-kompatible Dekoder können das auch automatisch. Letzteres heißt, daß eine mit einem solchen Dekoder ausgestattete Lok auch die Systemgrenze eines Arrangements überfahren kann, wo auf der einen Hälfte digital und auf der anderen Hälfte analog gefahren wird.
    Nun ist darauf zu achten, daß man sich nicht auf ein System festlegt. Ein Dekoder, der den Standards der NMRA gehorcht, kann sowohl mit einer Selectrix-Zentrale als auch mit einer Digitrax-Zentrale verwendet werden. Allerdings stehen bei der Selectrix-Zentrale im NMRA-Modus nur 14 Fahrstufen zur Verfügung.
    Die Tatsache, daß in vielen neuen Loks ein Schnittstellenstecker existiert, verführt dazu, einen Dekoder nur provisorisch einzubauen. Allerdings führt das dazu, daß viele große Loks digitalisiert werden oder daß die Dekoder z.B. im Führerhaus sichtbar sind. Daher meine Bitte: Macht es ganz oder gar nicht, es gibt auch kleine Dekoder, die man zumindest in jeder H0-Lok verstecken kann - auch in einer Köf!

  4. Betrieb
    Wir können natürlich genauso Betrieb machen, wie wir es gewohnt sind: mit Zugmannschaften. Und zwar nicht nur mit fünf, sondern mit so vielen, wie Personalstärke und Arrangement sinnvoll erscheinen lassen. Allerdings wird sich der Fahrdienstleiter etwas langweilen, denn er kann sich nun nicht mehr am Zuschalten der Ströme erfreuen. Nie wieder wird er angemacht, weil er die Taste mit der falschen Farbe gedrückt hat. Auch die Kommunikation zwischen den Zugmannschaften wird leiden - nie wieder wird der Ruf erschallen: "Wer fährt hier auf Pink?". Wolltet ihr nicht schon immer mal an einen Ng mit der Ortslok heranfahren können, ohne vorher beim Fahrdienstleiter zu erfragen, wo die Trennstelle in Gleismitte ist? Sicher, man kann jetzt eine Betriebsstelle noch einfacher überlasten, weil mehr Züge gleichzeitig fahren können - aber man muß ja nicht!

  5. Technisches Gerödel
    Die riesigen, vom Verein finanzierten Ringleitungskoffer entfallen. Statt dessen brauchen wir eine privat finanzierte Zentrale für ein Treffen. Diese wird jeweils von einem Mitglied, das eine Zentrale hat, zur Verfügung gestellt. Wir werden hierbei wohl nie in eine Mangelsituation kommen, es gibt bereits jetzt mehrere Selectrix- und Digitrax-Zentralen. Ich vermute eher, daß wir auf den meisten Treffen mehrere Zentralen zur Verfügung haben werden, so daß in dem unwahrscheinlichen Fall, daß mal eine Zentrale den Dienst versagt, eine Ersatzzentrale griffbereit ist.
    Ein zweiter Punkt ist die Verkabelung. Zu Anfang werden die aktiven Digitalos diese zur Verfügung stellen (bei der Digitrax-Truppe sind mehr als 70 Stöpselbuchsen vorhanden). Später werden die Betriebsstellenbesitzer, die sich schon einen Booster besorgt haben, auch die benötigte Verkabelung besorgen, um genügend Stöpselmöglichkeiten zu haben und die Busleitung zum Nachbarbahnhof zu verbinden. Ähnliches gilt für die Handregler.
Fazit:
Digital ist kein alles-oder-nichts-Weg, sondern kann Schritt für Schritt auf vorhandene Komponenten aufbauen. Jeder macht den Schritt mit, den er mitmachen möchte - oder läßt es. Eine Zwangsdigitalisierung kann und wird es nicht geben. Außerdem wird es keine vom Verein finanzierten Teile geben.

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Autor dieser Seite: Stefan Bormann. SourceForge.net Logo